Alle, die schon einmal in die Welt der Telekommunikation eingetaucht sind, wissen, dass es eine Menge Abkürzungen gibt, über die man den Überblick haben sollte: SMS, MMS, MCC und MSISDN, um nur einige zu nennen. Eine weitere ist bereits seit einiger Zeit in der Branche vertreten, sollte aber in nächster Zeit besonders beachtet werden: RCS, das steht für Rich Communication Services.
Auch wenn die Technologie bereits seit 2008 existiert, wird 2024 das Jahr des Durchbruchs für RCS sein. Wenn Sie sich jetzt am Kopf kratzen und sich fragen, was RCS ist und wie es sich von unserer guten alten SMS unterscheidet, sind Sie nicht die einzige Person. Schauen wir uns also an, warum das Thema in aller Munde ist.
Was ist RCS?
RCS ist die Abkürzung für Rich Communication Services und es ist das, was wir als „multimodale Technologie“ bezeichnen. Das bedeutet im Grunde, dass es das Schweizer Messer der mobilen Kommunikation ist – es unterstützt eine Reihe von verschiedenen Medientypen, wie Text, Bild, Video, Soundbites und Gruppenchats.
RCS bieten sowohl für die Empfänger als auch für die Absender der Nachricht Vorteile: Die Empfänger haben mehr Möglichkeiten zur Interaktion (durch Schaltflächen und Antwortvorschläge), und die Absender erhalten mehr Daten zur Analyse, z. B. Öffnungsraten und die Anzahl der Nutzer, die mit der Nachricht interagiert haben.
Vielleicht denken Sie jetzt: „Das klingt sehr nach den Messaging-Apps, die wir ohnehin alle benutzen, wie Messenger und WhatsApp“. Und Sie haben gar nicht so unrecht. RCS hat viele Ähnlichkeiten mit diesen „Over The Top“-Apps (OTT). Alle neueren Telefone sind sofort für RCS einsatzbereit, ohne dass eine App installiert werden muss. Das bedeutet, dass es ein integriertes und praktisches Erlebnis schafft und die einzelnen Interaktionen reichhaltiger und dynamischer gestaltet.
Erwähnenswert ist außerdem, dass RCS bereits auf vielen Telefonen verwendet werden – laut Google gibt es derzeit eine Milliarde Nutzer weltweit, wobei der Hauptakteur Mobiltelefone sind, die Android als Betriebssystem verwenden.
Was ist der Unterschied zwischen RCS und SMS?
RCS und SMS sind zwei Seiten derselben Münze im Bereich Kommunikation, und zwar in dem Sinne, dass sie beide von Telekommunikationsunternehmen unterstützt werden, da die Nachrichtentypen über die Infrastruktur der Telekommunikationsunternehmen übermittelt werden.
Wie oben beschrieben, bietet RCS den Nutzern eine app- oder webähnliche Erfahrung, ohne dass ein tatsächlicher App-Download erforderlich ist. Der Haken an der Sache: Auch wenn keine App benötigt wird, sind RCS auf WLAN oder mobile Datennutzung angewiesen, um zu funktionieren. Auch wenn RCS aufgrund der vielen Funktionen die naheliegendere Wahl zu sein scheinen, sind SMS keineswegs aus der Mode gekommen, – denn sie sind immer noch die erste Wahl, wenn es um Zuverlässigkeit und umfassende Reichweite geht.
Wir sehen uns ein Szenario an, in dem beides zum Tragen kommt: Stellen Sie sich vor, eine Fluggesellschaft nutzt RCS, um interaktive Bordkarten und Live-Reise-Updates zu versenden. Superpraktisch, oder? Was aber, wenn das Internet nicht funktioniert oder die mobile Datennutzung nicht genutzt werden kann? Hier kommen SMS ins Spiel, als praktische Methode, um sicherzustellen, dass wichtige Informationen wie Flug- und Gate-Nummer beim Empfänger ankommen. In solchen Fällen arbeiten RCS und SMS zusammen, wobei alle ihre Stärken unter Beweis stellen.
Sind RCS besser als SMS?
Wie oben beschrieben, sind RCS ebenso wie SMS mit zusätzlichen Funktionen ausgestattet – brauchen aber das Internet, um ihre Wirkung zu entfalten. Auch wenn sie ausgefeilter sind, fehlt ihnen die Universalität von SMS.
SMS und RCS passen jedoch gut zusammen. Und wir können einen Anwendungsfall von Virgin Trains als Beispiel nehmen:
Virgin Trains hat sich mit Vodafone und einer Agentur zusammengetan, um ein RCS-Kommunikationsprogramm einzuführen. Dies bedeutete, dass die Pendler an der Euston Station in London ankommen konnten und dann sofort eine RCS-Nachricht von Virgin Trains erhielten – die Nachricht war interaktiv und konnte hilfreiche Informationen wie die neuesten U-Bahn-Updates liefern. Dies fand bei den Pendlern enormen Anklang. Alle waren begeistert und niemand wollte sich davon abmelden.
Und jetzt kommts … Virgin Trains schwört immer noch auf SMS. Man betrachtet den Wert des Systems in der Kommunikationsstrategie als zuverlässiges Back-up, wenn RCS keine Option darstellen.
In der großen Debatte „RCS versus SMS“ geht es also nicht darum, wer besser ist. Es geht darum, wie beide ihre einzigartige Rolle dabei spielen, uns vernetzt zu halten.
Können alle RCS-Nachrichten empfangen?
RCS-Nachrichten sind auf dem Vormarsch: Mehr als eine Milliarde Nutzer weltweit sind bereits Mitglied im Club. Aber wie bereits erwähnt, handelt es sich dabei meist um Android-Nutzer. Der Grund dafür ist, dass sich Apple bisher nicht an der Unterstützung von RCS beteiligt hat, was ein gewisses Hindernis darstellt und die Reichweite von RCS auf Android-Handys beschränkt.
Wenn Apple sich der RCS-Bewegung anschließt, könnte dies der Moment sein, in dem sie wirklich universell werden. Und wann wird das der Fall sein?
Warum 2024 ein entscheidendes Jahr für RCS ist
Das Jahr 2024 wird ein Wendepunkt für RCS sein – dank eines überraschenden Schrittes von Apple im November 2023. Folgende Aussage stammt von Jacqueline Roy, Sprecherin von Apple:
„Im Laufe des nächsten Jahres werden wir Unterstützung für das RCS Universal Profile hinzufügen, den Standard, der derzeit von der GSM Association veröffentlicht wird.“
Und warum genau ist das ein großes Ding? Das liegt daran, dass bei RCS sowohl Absender als auch Empfänger „an Bord“ sein müssen – von den Geräten bis hin zu den Netzbetreibern. Und Apple hat lange gezögert, sich der RCS-Bewegung anzuschließen, obwohl sowohl Google als auch Samsung schon seit Langem darauf drängen, dass Apple sich anschließen sollte. Davor hat Apple vor allem Sicherheitsbedenken als Grund dafür angegeben, die RCS nicht unterstützen zu wollen, doch das soll sich nun ändern.
Allerdings wird iMessage weiterhin der Hauptkanal für iPhone-Nutzer sein. Und RCS sollen hingegen die Brücke zu den Android-Nutzern werden. Es ist jedoch zu beachten, dass RCS insbesondere bei der Ende-zu-Ende-Verschlüsselung und der Vernetzung mit iMessage noch Nachholbedarf haben. Außerdem sind wir alle gespannt, wie Apple die RCS-Unterstützung einführen wird und ob sie auf Android-Telefonen anders funktionieren wird.
RCS konnten sich nicht als weltweite, einheitliche Lösung durchsetzen, und der Einstieg von Apple könnte die Gemüter noch mehr erhitzen. Es ist eine Momentaufnahme des zweischneidigen Schwertes der Messaging-Branche – die Ausweitung der Kommunikation bei gleichzeitigem Jonglieren mit Datenschutz und Sicherheit.
Aber alles deutet darauf hin, dass 2024 ein gutes Jahr für RCS wird, und wir können es kaum erwarten, die Entwicklung zu verfolgen. Bleiben Sie dran!